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Die Schattenseiten der Coca-Cola light Werbekampagne

Dienstag, 14. Mai 2013 | Autor:

Werbung hat auch eine dunkle Seite.

Eine Aussage, die – zumindest was die Werbekampagne der Marke Coca-Cola anbelangt – die Bewohner der Danziger Starße Nr. 2 in Berlin nur allzu gut bestätigen kann.

Die haben nämlich drei ganze Tage lang an jenem Ort verbracht, an dem die dunkle Seite der Werbung besonders gut zur Geltung kommt:

… auf der Rückseite eines Werbeplakates.

Ende Februar dieses Jahres hatte der Coca-Cola Konzern ein überdimensionales Werbeplakat an der Fassade des Mietshauses angebracht und damit über 30 Wohnungen inklusive Bewohner von der Außenwelt und vom Tageslicht abgeschnitten.

Ein Werbeplakat wird zur ungeliebten, übergroßen Gardine.

Quelle: The Coca Cola Company

Quelle: The Coca Cola Company

Nur Nachts – da waren die Wohnungen hell erleuchtet. Denn natürlich sollte das Plakat auch in den nächtlichen Stunden nichts an Aufmerksamkeit einbüßen und wurde deshalb bis spät in die Nacht mit Schweinwerfern ausgeleuchtet.

Und als ob es noch nicht genug der (zumindest gefühlten) Provokation gewesen wäre, ein überdimensionales Werbeplakat Tag und Nacht direkt vor der Nase haben zu müssen, passte auch noch die dazugehörige Botschaft wie die berüchtigte unbarmherzige Faust auf das eh schon angeschlagene Auge. „Tut mir nicht Leid“ schreit das Plakat in übergroßen Lettern den Hausbewohnern entgegen.

Man meint fast ein hämisches Lachen zu hören.

Dabei hätte das Plakat ja eigentlich keinen Ärger, sondern Werbung machen sollen. Die Botschaft „Tut mir nicht Leid“ war Teil einer Image-Kampagne der Produktmarke Coca-Cola light. Sie sollte die Botschaft unter die Leute bringen, dass die Kult-Limonade in der Light-Version ohne Kalorien auskommt und man die kleine Schwester des zuckerhaltigen Getränks deshalb ganz ohne Reue und Sorge um die Strandfigur genießen kann.

Letzter Ausweg Öffentlichkeit.

Aber was bei den Hausbewohnern ankam war eben nicht jene sorgenfreie Produktplatzierung, sondern schlaflose Nächte, kaum Tageslicht und der dringende Wunsch sich gegen diese Ungerechtigkeiten seitens der Marke Coca-Cola aufzulehnen.

Unter dem Stichwort „Pack deine Werbung vor unseren Fenstern ein! #behindacokead“ startete einer der Hausbewohner auf der Plattform Change.org kurzerhand eine Online-Petition und schrieb einen offenen Brief an den Coca-Cola-Deutschland-Chef Hendrik Steckhan.

Das Mitgefühl der Internet-Besucher lies nicht lange auf sich warten: bereits nach einem Vormittag hatten schon über 2500 Personen die Petition unterschrieben. Und nach drei Tagen kam endlich die lang ersehnte Nachricht, dass das „leuchtende Monstrum“ – wie es von Hausbewohnern in der Petition liebevoll genannt wurde – von der Hausfassade verschwinden und der Plakat-Alptraum ein Ende haben wird.

Coca-Cola light bringt wieder Licht ins Dunkle.  

Was Coca-Cola betrifft, hat die Marke Haltung und gute Imagewerte bewahrt: das Unternehmen hatte schnell eingesehen, dass sich ein Werbeplakat den Verbrauchern doch nur von seiner Schokoladenseite zeigen sollte. Zwei Mitarbeiter hatten sich persönlich bei den Hausbesitzern entschuldigt und auch das Werbeplakat wurde noch am selben Abend abmontiert.

Für die verbleibende Zeit (das Plakat konnte aufgrund des Verkehrsaufgebots an der Berliner Straßenkreuzung erst in den Abendstunden abgenommen werden) lies es sich die Marke nicht nehmen, das Plakat mit einer Botschaft zu versehen. die zwar nicht zur Positionierung des Produktes aber zur Stimmung der Hausbewohner passte: „Tut uns Leid“, sagte das Plakat nun reumütig.

Und natürlich gab es auch ein Wiedergutmachungs-Präsent. Die Marke hatte zur Feier des Tages – wie hätte es auch anders sein können – einige Kästen des hauseigenen Erfrischungsgetränke spendiert.

Es bleibt allerdings die Frage offen, ob und wie lange der Verzehr der koffeinhaltigen Markenprodukte für die Hausbewohnern noch einen säuerlichen Beigeschmack haben wird… 

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Thema: Werbekampagnen

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